Heute musste es perfekt vollendet werden.
Besser geschlafen hatte ich auch nicht, die Anspannung ist immer noch irgendwo. Santi ist super in dem Reiterhof untergebracht, die Jungs schlafen noch völlig entspannt, ich gehe heiß duschen. Die Reiterhose (von Christina) hat endgültig ausgedient, zerlöchert, unwaschbar, wird sie ebenso wie der eingelaufene körpernahe ehem. schöne engl. Wollpulli entsorgt und gegen Räuberzivil mit Turnschuhen ausgetauscht. Komisches Gefühl, heute ohne Santi.
Nach dem Frühstück, das ziemlich einsilbig verläuft, mache ich mich auf den – letzten – Weg meiner Pilgerschaft. Die Jungs und Manuel werden noch entscheiden, was sie machen, bei Kap Finisterre soll es schütten.
Wie seit eintausendzweihundert Jahren, gehe auch ich von dem Monte do Gozo zu Fuß zur Kathedrale von Santiago. Von oben gelingt kein Foto, da Nebel und leichter Regen. Per Zufall gerate ich in einen französischen Gottesdienst in der kleinen Kapelle auf dem Gipfel. Mit Friedensgruß, natürlich. Was soll ich sagen …
Der Abstieg ist wegen der Verkehrssituation anstrengend, nix romantisch und so. Das geht am Samstag mit den Pferden überhaupt nicht, auch nicht mit Polizei. Unterwegs zähle ich die Kanaldeckel, die Santi nicht mag.
Denke mir aber, wie schön es wäre, wenn in Trier wieder der Petrus aufscheint und in Veldenz unser Löwe – wäre doch ein Qualitätssprung.
Es wird wärmer, bin dann doch froh bei der Kathedrale anzukommen. Was in mir und den – nicht übermäßig vielen Pilgern – vorgeht möchte ich nicht mitteilen. Das ist privat.
Die eindrucksvolle Kathedrale wird restauriert. Wer möchte, kann aber das Grab des St. Jakobus aufsuchen, und noch mehr.
Ich hatte gelesen, dass nach den Anstrengungen überwältigte Pilger die im Hochaltar befindliche Silberbüste des Heiligen umarmen dürfen, wenn sie den monumentalen Altar von hinten über eine steile, enge Treppe erklimmen. Gesagt, getan. Ich habe die schwere Silberbüste umarmt, wie viele Gläubige vor mir. Die Knochen selbst brauchte ich dann nicht. Anbeten sowieso nicht, was aber intensiv dort geschieht.
Jedenfalls brauchte ich einige Zeit, um das nur um die Ecke herum befindliche Pilgerbüro zu finden. Ob das an meinem schwachen Kreislauf liegt?
Nach ca. 2 Stunden Schlangestehen und kritischen Blicken dieser Tante auf die Unzahl von Stempeln in meinem Pilgerpass ist es amtlich:
Der Deán der Kathedrale mit Siegel des Kapitels bestätigt mir, dass ich nach 2375 Kilometern die Kathedrale aufgesucht habe und in einer zweiten Urkunde in schönstem Latein, dass dies auch noch aus religiösen Gründen erfolgte. Womit Herr López Recht hat. Weder mir noch irgend jemand anderem wollte oder musste ich irgendetwas beweisen. Ich habe versucht auf diese besondere Art dem da oben meinen herzlichen Dank zu sagen. Danke lieber Gott, dass Du uns so offensichtlich beschützt hast.
So, das war der vorletzte Kampf mit dem irre anstrengenden Apple-Schreibprogramm. Ich hasse es, weil es macht, was es will, und das kann ich nicht ab.
Drückt bitte alle die Daumen, dass wir unfallfrei am Samstag mit den beiden Pferden vor die Kathedrale reiten können. Und dass wir gut nach Veldenz zurückgelangen.
Liebe Christa, liebe Jungs, Euer
Papa, Pippin, d.Ä.
Weitere Details zur Urkunde:
Das erste in Latein ist aus der Apostelgeschichte Neues Testament: Die Apostel waren alle Tage und die ganze Nacht hindurch, in einem fort einig untereinander, wie es die Herrlichkeit des Herrn und die Freude der Feierlichkeit waren, und sie werden immer noch (dadurch) verehrt.
Der zweite Teil ist aus dem Codex Calixtus, eine Handschrift aus dem 12. Jhd. heute Jakobusbuch genannt: Durchgänge (Ventil) schließen den Tag und die Nacht, und keineswegs die gleichen Kirchen, die am wenigsten, von den Dingen aus, ist es richtig betrachtet zu werden, wie die Nacht, in der es dunkel war, wie der Mittag des Tages, weil er mit dem Licht der Kerzen und Leuchten der Helligkeit glänzt.
An Alle, die diese Carta der Zertifizierung sehen, macht bekannt, dass Gilbert Haufs-Brusberg die Basilika besucht hat, in der seit jeher Christen den Körper des gesegneten Apostel Jakobus (Santiago) verehren. Bei der Gelegenheit übernimmt die Stadtverwaltung die Pflicht der Wohltätigkeit, zu dieser Zeit, mit Freude. Sie grüßt den Pilger mit dem Gruß des Herrn (Gelobt sei Jesus Christus …) und bitten – auf Fürsprache des Apostels – den Vater, ihm den geistigen Reichtum der Pilgerschaft (hier steht genau übersetzt „Auswanderung“), sowie FAS materielle Gut zu gewähren. Segne ihn, Santiago, und sei gesegnet. Gegeben in Compostela. BEENDEN Sie den Camino Santiago am 22. Tag des Monats Juni im Jahr 2019 ... nachdem Sie 2375km den Camino von Ihrem Startort Veldenz am 31. März 2019 absolviert haben über die Route Frankreich.