Regen, aber mild. Ich habe mir erlaubt für 10 EUR mit den Jungs und Manuel eine Pilgerherberge zu frequentieren. Damit es nicht heißt, nur das Fußvolk ...
Dusche: 60° C war OK, Bett sauber, Decke auch i.O., alles fast so perfekt, wie in unserem Wohnwagen, außer der Toilette, die war immer da. Amerikanisches Frühstück (…), guter Kaffee und dann los, in den Regen.
Manuel versucht Farey zu wecken: Der Andalusier liegt im Stall auf der rechten Seite und weigert sich aufzustehen. Weil er noch nicht wach ist. Manuel fotografiert die unglaubliche Situation,

und schaltet den Pferdewecker ein. Langsam, nach längerem Gähnen rollt sich Farey auf die andere Seite und schafft es aufzustehen.
Die Dame Santi ist ebenso entsetzt wie ungerührt.

Der Regen stört überhaupt nicht. Unterbrochen durch sonnige (kurze) Phasen reiten wir vier den Jakobsweg durch das grüne und angenehm warme Galicien.
Manuel findet wie immer, seit Burgos, genau die richtigen Rastplätze für die Pferde und uns. Das Reisehalfter von Heike wird schon seit längerer Zeit nur noch formal verwendet, der Reiterhelm ebenfalls. D.h. zwar vorhanden aber nicht notwendig.
Von dem geheimnisvollen Dorfnamen Palas de Rei zur Mittagspause bei der rassigen Spanierin nebst pinky Seat 600 in der Bude,

wars ziemlich weit, denn die Tagesetappe mit 30 km bei bergigem Gelände eher etwas, sagen wir ruppig. Für Farey und Manuel überhaupt kein Problem. Auch nicht für Santi. Manuel, der auf dem Pferd eher wenig hört oder hören will, hält regelmäßig sehr selbstbewusst den – seltenen – Verkehr auf, indem er intensiv sein Händy traktiert. Der arme schwarze Ford musste sich in Geduld üben. Der Camino Santiago ist nunmal königlich verbrieftes Recht! Erst Recht für Spanier mit einem Andalusier.

JP hat den Kontakt zu Requina Del Valle geknüpft. Das ist der Reiterhof wenige Kilometer vor Santiago. Wir sind mit den zwei Pferden willkommen. Gleich wurde das Formular zum Einritt nach Santiago, geplant am Samstag, dem 29. cr., mitgeschickt. Versucht das mal zu verstehen. Aber auch das werden wir, wenn es sein muss mit polizeilicher Eskorte, schaffen. Wäre doch gelacht, denn die Eskorte braucht ein Ritter nicht. Ich passe schon selbst auf mich auf.

So langsam wird es spannend.
Wir sind, wenn alles gut geht, insbesondere die Pferde durchhalten, noch zwei Tagesritte von unserem großen Ziel Santiago de Compostela entfernt. Da Manuel und Farey uns tüchtig vorangetrieben haben, eine Woche zu früh.
Wir nutzen die Zeit, um die Pferde und uns aufzupeppeln, einen Besuch am Ende der Welt, Finisterre, etwas nachdenken und falls mir danach ist, schreiben. Und erwarten dann am Donnerstag Abend Christa, um den Einzug mit den geschmückten Pferden am Samstagmorgen zur Kathedrale gemeinsam zu erleben.


Tatsächlich das zweite Erlebnis mit der Guardia Civil. JP und Andreas finden hier in Arzua direkt am Camino einen märchenhaften Platz für Pferde und uns, direkt neben einem kleinen See.

Nicht für lange. Nach einigem Hin und Her mit positiven, freundlichen Forstbeamten erscheint eine Tante der Stadtverwaltung und meint ebenso freundlich wie bestimmt, das ginge so nicht. Sie ruft eine Polizeistreife, die die Jungs zu einem in einem anderen Stadtviertel gelegenen Stallgebäude geleitet, eher freundlich, als bestimmt, aber Tante war so, denn dort befinden sich schon anderweitige Santiago-Pferde – und zwar zwei stolze Andalusierhengste. Ich habe Andreas mit viel Kraft verbieten müssen, Santi ein nächtliches Vergnügen zu bieten, mit all diesen Folgen …!

Post scriptum:
Gerade erreicht mich die Nachricht, unser getreuer Lehnsmann Heinz läge danieder in einem Hospital ob einer heimtückischen Erkrankung. Wir, kurz vor Santiago, werden ihn heute Abend in unser Tischgebet aufnehmen und bitten, dass er geheilt werde. Ich persönlich werde ihm in der Kathedrale eine Kerze entzünden. Rosi viel Kraft und Zuversicht!